Endlich Urlaub – das bedeutet Entspannung pur und die Seele baumeln lassen. Wenn Sie sich in dieser Aussage wiedererkennen, können Sie an dieser Stelle getrost aufhören zu lesen. Die zehn Orte, die wir Ihnen im Folgenden vorstellen, richten sich an all diejenigen, denen es auch in den Ferien nicht aufregend genug sein kann. An die, die sich selbst im Hochsommer erst dann wohlfühlen, wenn ihnen ein kalter Schauer über den Rücken läuft. Wenn Sie also vielmehr zu dieser Gruppe zählen, wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen, Gruseln und der Planung Ihres nächsten Urlaubs! Aber auch für Sie gilt: Sagen Sie am Ende nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt…
1. Pariser Katakomben, Frankreich
Paris kennen viele Menschen als die Stadt der Liebe. Das ist natürlich eine reichlich oberflächliche Bezeichnung und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn was sich gut 20 Meter unterhalb der französischen Hauptstadt befindet, hat mit Romantik herzlich wenig zu tun. Dort erstreckt sich ein über 11.000 Quadratmeter großes Labyrinth, gefüllt mit den sterblichen Überresten von etwa sechs Millionen Pariser Bürgern: die Katakomben. Bereits seit dem ersten Jahrhundert n.Chr. begannen die Menschen in dem Gebiet, Steinbrüche unter der Erde anzulegen. Ab dem späten 18. Jahrhundert dienten die Gänge schließlich über viele Jahrzehnte als Grabstätte für die Bewohner der Stadt. Tatsächlich verlegte man sogar die Gebeine von diversen anderen Friedhöfen in das Höhlensystem, sodass sich Knochen, Schädel und Skelette sprichwörtlich bis unter die Decke stapelten. Und obwohl die heute angebotenen Führungen durch die Katakomben nur einen Bruchteil der gesamten Anlage abdecken, so bieten sich den Besuchern auf der zwei Kilometer langen Tour mehr als genug schaurig-schöne Anblicke. Zusätzlich finden von Zeit zu Zeit Sonderausstellungen vor dieser außergewöhnlichen Kulisse statt – bis Ende 2014 beispielsweise über die Geologie im Großraum Paris.
2. Kapuzinergruft, Italien
Wenn Ihnen bei dem Film Die Mumie bereits ein wenig mulmig zumute war, dann sollten Sie um die Kapuzinergruft im sizilianischen Palermo besser einen weiten Bogen machen: Dort befindet sich unter dem Kapuzinerkloster nämlich eine der berühmtesten und größten Mumiensammlungen der Welt. In der Tat kann die tatsächliche Zahl der dort zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert bestatteten Körper nur geschätzt werden. Man geht jedoch von mehreren tausend Menschen aus, die hier, teils in Särgen, teils freistehend, beigesetzt wurden. Dementsprechend offenbart sich den Besuchern ein wahrlich schauriges Bild: Regungslose Körper reihen sich in aufrechter Haltung aneinander und in zahlreichen Nischen finden sich Sarkophage und Gebeine. Durch die besonderen Klimabedingungen in der Gruft sind vor allem die Kleidungsstücke, in denen man sie zur letzten Ruhe gebettet hat, erschreckend gut erhalten geblieben. Andere Körper sind wiederum bis auf das Skelett verfallen. Furchtlosen Urlaubern steht die Kapuzinergruft im Nordwesten Siziliens von April bis November offen. Ein einmalig gruseliges Erlebnis ist „todsicher“!
3. Schloss Bran, Rumänien
Graf Dracula ist einer der bekanntesten Vampire aller Zeiten und treibt in zahllosen Filmen und Büchern sein Unwesen – allen voran der gleichnamige Roman des irischen Autors Bram Stoker aus dem Jahr 1897. Ob die Blutsauger in der Realität existieren, lässt sich an dieser Stelle nicht sagen. Einen Fürst Dracula hat es aber tatsächlich gegeben. Sein voller Name lautete Vlad III. Draculea und er lebte Schätzungen zufolge in der Mitte des 15. Jahrhunderts nahe der rumänischen Hauptstadt Bukarest. Seine unbarmherzige Grausamkeit – Zehntausende wurden unter seiner Herrschaft gefoltert und hingerichtet – lieferte Stoker wahrscheinlich auch die Inspiration zu seinem Gruselklassiker.
Schloss Bran, benannt nach der angrenzenden Ortschaft und Vlads einstiger Wohnsitz, steht noch heute im Herzen Rumäniens, gut dreieinhalb Autostunden von Bukarest entfernt. Eine Besichtigung ist jederzeit möglich – starke Nerven werden vorausgesetzt. Denn auch, wenn die Romanfigur und der echte Graf Dracula natürlich nicht ein und dieselbe Person sind, bietet das Schloss genügend Gründe zum Gruseln. Nicht umsonst erhielt der Fürst den Beinamen „Vlad der Pfähler“. Erzählungen zufolge soll er sogar tatsächlich von dem Blut seiner Feinde getrunken haben.
Nicht zuletzt wegen der spektakulären Kulisse, auf einem Felsen inmitten der rumänischen Wildnis gelegen, ist Schloss Bran eine absolute Empfehlung für jeden (Grusel-)Urlaub. Glücklicherweise sind die Eintrittspreise dabei alles andere als unheimlich : Ein Erwachsener zahlt aktuell gerade einmal sechs Euro für den Eintritt (Stand: Juni 2014). Wie lange die Pforten allerdings noch für Touristen offen stehen, ist aktuell etwas ungewiss – Mitte 2014 steht das Gebäude für einen knapp dreistelligen Millionenbetrag zum Verkauf. Angesichts der jährlich mehr als 500.000 Besucher darf man jedoch optimistisch sein, dass der Wohnsitz des Graf Dracula auch in Zukunft besichtigt werden kann.
4. Isla de las Muñecas, Mexiko
Puppen sind nur etwas für kleine Kinder? Nach einem Besuch der Isla de las Muñecas (dt.: Insel der Puppen) unweit von Mexiko-Stadt werden Sie Ihre Meinung mit Sicherheit ändern. Ursprünglich lebte auf der kleinen Insel nur der Aussteiger Julián Santana Barrera. Er war es auch, der Mitte des 20. Jahrhunderts damit begann, überall auf dem Eiland Puppen aufzuhängen – warum genau, ist bis heute ungeklärt. Eine verbreitete Geschichte besagt, dass er eines Tages die Leiche eines ertrunkenen Mädchens am Ufer entdeckte und dessen Geist fortan auf der Insel umherwanderte und Santana Barrera Tag um Tag heimsuchte. Die Puppen seien sein Versuch gewesen, das Kind wieder milde zu stimmen. Ob dieses Vorhaben erfolgreich war, konnte er vor seinem Tod allerdings niemandem mehr erzählen – 2001 ertrank Julián Santana Barrera genau an der Stelle, an der er 50 Jahre zuvor das kleine Mädchen gefunden hatte.
Mittlerweile ist die Isla de las Muñecas eine beliebte Adresse für Touristen aus aller Welt, die sich gegen ein entsprechendes Entgelt von einem der diversen Fährboote übersetzen lassen. Zart besaitet sollte man dabei jedoch nicht sein: Das makabre Bild von unzähligen, an Bäumen und Büschen aufgehängten und durch die Witterung verunstalteten Puppen kann durchaus ein ungutes Gefühl hervorrufen.
5. Tower of London, England
Der Tower of London ist ein wahrer Klassiker unter den Touristenattraktionen der Stadt – nicht umsonst ist er seit 1988 Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Im Mittelalter von Wilhelm dem Eroberer als Festung zum Schutz vor Feinden errichtet, wurde insbesondere der weiße Turm des Towers als Londons Gefängnis bekannt. Diese Funktion rückte jedoch mit fortschreitender Zeit in den Hintergrund, bis sie während des Zweiten Weltkrieges schließlich vollends aufgegeben wurde. Nichtsdestotrotz haben sich im Laufe der Geschichte diverse furchterregende Ereignisse zugetragen, die in den heute angebotenen Führungen und Schauspielen wieder aufleben. Nicht ohne Grund wird Eltern mit kleinen Kindern von der Teilnahme an bestimmten Touren abgeraten.
6. Salem, Massachusetts/USA
Die Hexenverfolgung im Mittelalter und der frühen Neuzeit fand nicht nur in Europa statt. Auch in den USA bezichtigte man zahlreiche Menschen, übernatürliche Fähigkeiten zu besitzen und mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Sie wurden angeklagt, gefoltert und in vielen Fällen hingerichtet. Während in Europa oftmals die spanische Inquisition als Sinnbild dieses dunklen Kapitels der Menschheitsgeschichte angesehen wird, hat in Nordamerika diesbezüglich die Kleinstadt Salem im Bundesstaat Massachusetts zweifelhafte Berühmtheit erlangt. Im Jahr 1692 begannen dort die sogenannten „Hexenprozesse von Salem“, im Zuge derer über 20 Opfer zu Tode kamen und hunderte weitere Personen angeklagt wurden.
Heute zieht die grausige Vergangenheit Salems jedes Jahr tausende Touristen an. Neben vielen gut erhaltenen Bauwerken aus jener Zeit zeugen zahlreiche Schauplätze und Gedenkstätten von den damaligen Geschehnissen. Besonders populär ist dabei das Salem Witch Museum (dt.: Hexenmuseum von Salem), wo Besucher das ganze Jahr über in die Geschichte der Ortschaft eintauchen können. Sollten Sie also einmal an der Nordostküste der USA Urlaub machen und auf der Suche nach ein wenig Spannung sein – Salem ist definitiv einen Tagesausflug wert!
7. The Dungeon, Deutschland/England/Amerika
Hinter den Dungeons verbirgt sich gleich eine ganze Kette unheimlicher Reiseziele in England (London, Blackpool, Edinburgh, York), Holland (Amsterdam), Deutschland (Berlin, Hamburg) und den USA (San Francisco). Im Gegensatz zu den meisten anderen hier genannten Urlaubszielen, die auf historisch-realen Orten basieren, wurden die Dungeons speziell mit einem Ziel konzipiert: Den Besuchern eine einmalige Mischung aus Furcht und Vergnügen zu bieten! Zu diesem Zweck haben die Betreiber an jedem Standort die furchterregendsten und spannendsten Geschichten, Mythen und Legenden zusammengetragen und sie in aufwändige Shows und Touren verpackt. So trifft man in London unter anderem auf Jack the Ripper, in Hamburg treibt der Pirat Klaus Störtebecker sein Unwesen und der Dungeon in San Francisco wird von den Geistern der einstigen Alcatraz-Häftlinge heimgesucht. Die Touren sind dabei stets interaktiv – Sie können nie sicher sein, nicht plötzlich selbst Teil der Vorstellung zu werden. Wenn Sie also einmal in einer der genannten Städte zu Gast sein sollten, lassen Sie sich den örtlichen Dungeon auf keinen Fall entgehen!
Tipp: Sie planen eine Reise nach San Francisco, USA? Lesen Sie hier, welche zehn Sehenswürdigkeiten Sie – außer dem San Francisco Dungeon natürlich – unbedingt besuchen sollten!
8. Berliner Unterwelten, Deutschland
Um Ihrem Urlaub eine unheimliche Note zu verpassen, müssen Sie gar nicht allzu weit fahren; auch in Deutschland finden Sie geeignete Orte. Die „Berliner Unterwelten“ zum Beispiel: Seit nunmehr 15 Jahren bietet der gleichnamige Verein Führungen durch den Untergrund der Hauptstadt an. Egal, ob Sie dabei Luftschutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, Fluchttunnel aus der Zeit des Eisernen Vorhangs oder die unterirdischen Lagerräume der Brauereien aus dem 19. Jahrhundert besuchen – selten wurde die Geschichte einer Stadt spannender inszeniert. Schwache Nerven sind dabei jedoch nicht von Vorteil: Neben der beklemmenden Atmosphäre sorgen die einstelligen Temperaturen in den Gängen selbst im Hochsommer für Gänsehaut. Ebenfalls außergewöhnlich ist das 2013 eingerichtete „Theater in den Unterwelten“, in dem regelmäßig kulturelle Veranstaltungen besucht werden können.
9. Santa Maria Krypta, Italien
Ebenfalls dem Kapuzinerorden zugehörig und nicht minder angsteinflößend als die Gruft in Palermo, ist die Krypta unterhalb der Kirche Santa Maria Immacolata a Via Veneto in Rom, etwa vier Kilometer vom Vatikan entfernt. Allerdings liegen Kunst und Grauen an diesem Ort noch enger zusammen, denn hier fügen sich die Knochen von weit über tausend Menschen wie ein normales Bauelement in die Räumlichkeiten ein. Böden, Wände, sogar die Decken sind über und über mit Gebeinen bestückt: kunstvolle Bögen aus Totenschädeln, davor der gespenstische Anblick von in Mönchskutten gekleideten Skeletten. Wenn Sie Ihren Italienurlaub ein wenig aufregender gestalten möchten, werden Sie einen Besuch in der Santa Maria Krypta definitiv nicht bereuen!
Tipp: Nicht nur in Rom können Sie einen derart gespenstischen Anblick genießen. Das Sedletz-Ossarium (Foto) nahe der tschechischen Hauptstadt Prag wurde ebenfalls mit unzähligen menschlichen Knochen ausstaffiert und steht ihrem italienischen Gegenstück in Nichts nach.
10. Berg der Kreuze, Litauen
Eigentlich gibt es keinen Grund, sich am Berg der Kreuze in der Nähe von Schaulen, Litauen zu fürchten. Im Gegenteil, schließlich handelt es sich um einen vielbesuchten Wallfahrtsort für Katholiken aus der ganzen Welt. Trotzdem sagen wir „eigentlich“, denn ein wenig mulmig zumute ist es dem ein oder anderen dann doch inmitten der fast 100.000 Kruzifixe, verteilt über eine knapp 10.000 Quadratmeter große Fläche. Die Tatsache, dass bis heute niemand genau sagen kann, warum die Menschen gerade hier seit Jahrhunderten alle Arten von Kreuzen als Opfergaben darbringen, trägt ihr Übriges zu der fast schon unwirklichen Atmosphäre dieses Ortes bei. Weltweite Bekanntheit erlangte der Berg der Kreuze durch einen Besuch des damaligen Papstes Johannes Paul II. zu Beginn der 1990er Jahre.